Blogbeiträge von Sabine Trentini:
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- Geschrieben von: Sabine Trentini
Buchrezension des Praxisratgebers „Unterrichtsstörungen – Prävention und Intervention“ von Thomas Klaffke.
Ein-Blick in den beziehungsorientierten Schulalltag ergänzt mit dem Weitblick eines Praxisratgebers.
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- Geschrieben von: Sabine Trentini
Vertrauen. Empathie. Resonanz. Es ist alles da.
Ich sitze vor einer aufgehenden Tulpe. Sie strahlt in kräftigem Rot und öffnet sich zu ihrer vollen Pracht. Ich staune. Ich habe die Zwiebel zu Beginn des neuen Jahres in die Erde gelegt. Jetzt steht sie in ihrer vollen Kraft und Schönheit vor mir. Es ist wie ein Wunder. Es ist alles da, alles angelegt. Wenn die Zwiebel auf fruchtbaren, lockeren, feuchten Boden fällt, Licht und Raum bekommt, kann sie Wurzeln schlagen und wachsen und ihre ganze Fülle und Schönheit entfalten. So bestaune ich das auch bei Kindern.
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- Geschrieben von: Sabine Trentini
Ein aufwühlender Abend neigt sich zu Ende. Ich versuche innerlich zur Ruhe zu kommen. Ich wollte doch eigentlich schon längst schlafen. Das SMS meines Sohnes hat mich wieder wachgerüttelt.
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- Geschrieben von: Sabine Trentini
Es ist wieder Abend geworden. Zeit zum Schlafen gehen. Ich schätze diese Zeit. Sie schenkt mir einen bewussten Moment, um mit meinem Sohn verbunden zu sein. Nur wir zwei unter der Kuscheldecke. Wir lesen in einem Buch und plaudern über den Tag. Wir werfen einen Blick zurück, auf das, was war: das Wertvolle würdigen und Unangenehmes aussprechen und loslassen. Diese Zweisamkeit beruhigt mich und ihn und wiegt uns wie ein sanftes Schaukeln hinein in die Nacht.
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- Geschrieben von: Sabine Trentini
Kinder können ihre Meinung sagen, ihren Frust äußern und sich einbringen, aber für die Atmosphäre im Gespräch sind wir Eltern zuständig.
Kinder können ihren Schmerz und Unmut ausdrücken,
aber dass wir dabei im Kontakt und zugewandt bleiben,
dafür muss ich als Elternteil sorgen.
Kinder können hören und verstehen,
aber dass das, was ich zu meinem Kind sage, auch ankommt,
liegt daran, wie ich mich ausdrücke und wie ich Raum zum Hören schaffe.
Kinder können mitbestimmen und ihre Anliegen einbringen,
aber sie sind nicht dafür verantwortlich, wie es uns als Familie geht.
Mit Ernsthaftigkeit und Klarheit vermittelten unsere Lehrtherapeuten diese Haltung. Klar und deutlich zog sich der rote Faden VERANTWORTUNG durch das Familienwochenende.
- Wir Eltern haben die volle Verantwortung für die Beziehungsqualität, d.h. für die Stimmung in der Familie und für den Kontakt zu den Kindern.
- Wir Eltern haben die Führung.
- Die Verantwortung für die Qualität des Umgangs miteinander kann nicht auf die Kinder übertragen oder mit ihnen geteilt werden. Sie liegt ausschließlich bei uns Erwachsenen.
Ja, ich möchte als Elternteil Verantwortung übernehmen:
für die Stimmung in unserer Familie,
für die Qualität unserer Beziehung,
für mich und meine Gefühle,
für meine Werte und mein Handeln.
Doch wie drückt sich das im Alltag konkret aus?
Wie kann ich in schwierigen Situationen, die Verantwortung für mich und die Beziehung übernehmen?
Wie gelingt es mir, Verantwortung für meine Gefühle, Bedürfnisse und meine Stimmung zu übernehmen?
Wie geht das?
Das geht,
wenn ich bei mir bin und mich ernst nehme,
wenn ich sage, was ich spüre, denke und brauche,
wenn ich von mir spreche.
Ich bin müde, statt du bist anstrengend.
Ich bin verzweifelt, statt du bist nervig.
Wenn ich mich zeige, mit dem, was mich berührt.
Das setzt voraus, dass ich mich berühren lasse.
Dass ich meine Gefühle zulasse,
Dass ich hinspüre und hinschaue, was dahinter liegt.
Leichter wäre es, manchmal wegzuschauen.
Mich abzulenken, das Unwohlsein zu überspielen...
Dann müsste ich mich nicht äußern, dann bräuchte ich nicht Stellung beziehen und mich nicht mit mir und den unangenehmen Gefühlen auseinandersetzen.
Dabei kann es so befreiend sein,
wenn ich benenne, was ist.
wenn ich mich zeige und mir erlaube,
meine Gefühle zu spüren und
sie in Worte zu fassen:
Ich bin gerade überfordert.
Ich weiß im Moment nicht weiter.
Es ist grad zu viel für mich.
Ich weiß grad nicht, wie ich dir helfen kann.
Ich weiß im Augenblick nicht, was ich will.
Wenn ich ausspreche, was bei mir los ist,
kann mein Gegenüber spüren, wo ich bin.
Das sorgt für Klarheit.
Das ist erleichternd.
Indem ich ausspreche, was ist, bleibe ich da.
Es kann etwas entstehen!
Kontakt, Dialog, Beziehung.
Ich will zugewandt bleiben,
Ich will den Kontakt halten.
Auch dann, wenn es schwierig wird.
Auch dann, wenn es unaushaltbar scheint.
Aushalten.
Aushalten, dass es manchmal schwer ist.
Aushalten, dass ich nicht weiter weiß.
Aushalten, dass es weh tut oder unangenehm ist.
Aushalten, dass auch das Liebe ist.
Aushalten und Halten.
Den Kontakt. Die Verbindung. Den Raum.
In dem wir sein dürfen,
mit dem, was das Herz bewegt.
Wo nichts sein muss und alles sein darf.
So wie es grad ist.
Schwierig, frustrierend, beklemmend.
Ja, so ist es grad, so sind wir da.
Ich muss nicht dagegen ankämpfen, muss es nicht abwehren,
es braucht keine Lösung und auch kein Happy End.
Das erleichtert und erdet mich.
Das verbindet mich mit mir und meinem Gegenüber.
Dann kann ich mein Kind hören,
seine Anliegen und seine Bedürfnisse ernst nehmen
lauschen und hinspüren,
was es mir sagen will
ohne dabei in Angriff oder in Verteidigung zu gehen.
Ich kann ruhig bleiben,
in der Enge Weite finden
meine Verzweiflung da sein lassen und
mit meinem Kind in seinem Frust da sein.
Wenn da sein darf was ist,
kommt dieser Moment,
in dem die Kraft aufsteigt, die Energie wieder kommt
und sich neue Wege öffnen.
Ich komm wieder ins Handeln.
Ich kann spüren, was wir beide brauchen,
damit unsere Beziehung wieder nährend und verbindend wird.
Sogar dann, wenn die Themen schwer wiegen und mir Angst machen.
Je besser wir als Eltern unsere Grenzen kennen,
und je persönlicher wir sie zum Ausdruck bringen,
desto befriedigender wird unser Kontakt untereinander.
Das nehme ich mit.
Das öffnet mir einen Weg.
Kraftvoll. Klar.
Danke.
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- Geschrieben von: Sabine Trentini
Die Schulen sind zu. Alle sind daheim.
Home-Office und Homeschooling laufen parallel.
Tag für Tag, Seite an Seite mit den Kindern in den eigenen vier Wänden.
Zerrissenheit zwischen Laptop, Telefon, aktuellen Nachrichten und Schulbüchern. So viel ist neu an dieser Situation.
Dazu kommt noch die innere und äußere Verunsicherung.
Wie lange wird es dauern? Wie schlimm wird es werden?
Was kommt danach? Was passiert mit meinem Arbeitsplatz?
Nicht nur mein Nervensystem - auch das globale Nervensystem ist hochgefahren. Und die Kinder spüren die Anspannung, meine innere Spannung und die äußere Unsicherheit.
Ich frage mich, was hilft?
Was hilft, wenn Routine und gewohnte Strukturen wegfallen?
Was brauchen wir Menschen in Zeiten der inneren und äußeren Krise?
Erste Gedanken kommen …
Wir sitzen im selben Boot
Die gewohnte Struktur ist weggebrochen, wir sind auf uns selbst zurückgeworfen. So ist es. Es ist grad alles anders.
Ich bin überfordert. Meine Kinder sind überfordert. In dieser Hinsicht sitzen wir im selben Boot. Und wenn wir im selben Boot sitzen, heißt das: „Da gehen wir gemeinsam durch!“ Wir experimentieren, lernen, scheitern, probieren und gehen weiter.
Tempo raus, Ansprüche runter
Wir rufen auch zu Hause den Ausnahmezustand aus.
Einfach weiterzumachen, wie bisher, würde uns alle in den Wahnsinn treiben.
Daher heißt es jetzt: Tempo raus und Ansprüche runterschrauben. Gnädiger sein, mit mir selbst und den Kindern.
Struktur und Orientierung finden
Was hat jetzt Priorität? Was kann warten? Was kann zur Entspannung aller beitragen? Ich lerne mir selbst und meinen Kindern Struktur und Halt zu geben. Kleine Rituale und neue Routinen. Wir gestalten unseren Morgen und unser Aufstehen neu. (Helle Jensen hat in ihrem neuen Blog eine kleine Übung hierzu.)
Da sein und austauschen
Trotz unseres Jobs brauchen auch unsere Kinder unsere Präsenz und Aufmerksamkeit. Sie müssen nicht nur in einen neuen Tagesablauf reinfinden, sie brauchen auch die Möglichkeit, sich mit uns auszutauschen. Die Möglichkeit, ihre Gefühle zu ergründen, ihnen Worte zu geben und sie zu teilen. Die Informations- und Bilderflut aus den Nachrichten beschäftigen uns alle. Es tut gut, darüber zu reden. Das Schwierige, das, was uns Angst und Sorge macht, beim Namen zu nennen, es auszusprechen, aber auch das Angenehme, das Bereichernde und Beschenkende in der neuen Situation zu entdecken.
Teil der Gemeinschaft sein – mich zugehörig fühlen
Alle sind zu Hause. Jeden Mittag soll etwas auf den Tisch. Das kann eine Herausforderung oder eine neue Gelegenheit sein. Zum Beispiel die Gelegenheit, die Kinder miteinzubeziehen. Wer mag beim Kochen mithelfen und sich einbringen?
Kinder brauchen die Sicherheit, dass sie ein wertvoller Teil ihrer Familie sind. Die Gewissheit, dass sie ihren Platz haben und zum gemeinsamen Glück und Wohl beitragen. Das gibt Halt, das macht Freude, das tut gut.
Wir haben uns geeinigt, dass jedes Kind abwechselnd mit einem Elternteil den Kochdienst übernimmt. Und das macht Spaß. Das gemeinsame Tun verbindet, es nährt, nicht nur den Bauch, sondern auch das Gefühl, wertvoll zu sein, weil man einen Beitrag leisten kann. Diese Momente entspannen mich und machen glücklich.
Stopp sagen
Und wieder ein weiterer Vormittag im neuen Modus. Jeder an seinem Arbeitsplatz, jeder ist beschäftigt. Ich beantworte eine Mail. Ich möchte sie endlich abschicken. Und schon kommt die erste Frage: „Mama, wie geht das?“
Ich steh auf und erkläre es, setze mich zurück an die Arbeit, vertiefe mich in mein Schreiben, habe den Faden wieder gefunden und da kommt die nächste Frage. „Mama, ich versteh das nicht...!“
Stopp. So geht das nicht. Wie gehe ich da vor? Kaum tauche ich in meine Arbeit ein, werde ich unterbrochen. Das macht mich wahnsinnig, gereizt und genervt.
Für mich sorgen
Jetzt bin ich gefordert. Was brauche ich? Ich spüre nach. Was kann ich leisten und was nicht? Wo ist also meine Grenze? Wie mache ich diese sichtbar? Wie sorge ich gut für mich und meine Ruhe?
Warum ist es manchmal so schwer einfach zu sagen: „Ich kann mich jetzt gerade nicht damit beschäftigen. Ich kann mir deine offenen Fragen gerne etwas später anschauen.“
Das Kind nimmt die Antwort nach einem kurzen Dampfablassen seines Frustes recht gelassen an. Wir machen uns einen Zeitpunkt aus, wo wir die weiteren Fragen besprechen. Nummern, die zu schwer sind, kennzeichnet er mit einem Fragezeichen. Die gehen wir dann gemeinsam durch.
Eine klare Botschaft. Eine verständliche Frustration. Ein Ruhemoment. Ich habe Orientierung für mich und für meinen Sohn geschaffen.
Bei mir bleiben und persönliche Worte finden
Ich bin froh, dass ich die Kurve gekratzt habe und klare Worte für mich fand. Ich kenne es auch anders. Wenn mein innerer Stress zu hoch wird, dann platzt es manchmal aus mir so heraus: „Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Kannst du mich nicht mal für eine halbe Stunde in Ruhe lassen?“
Wenn ich das mache, kritisiere ich mein Kind, mache es für die Situation verantwortlich und gebe ihm die Schuld für meinen Frust. Dass das verletzend ist, weiß ich. Und ich kenne mich, meine Stimme, mein Verhalten wirkt dann kalt und distanziert. Und mein Kind bekommt das Gefühl, es sei fehl am Platz. Und das ist eigentlich das Schlimmste!
Ich möchte von mir reden. Statt „du störst mich“ sage ich: „Ich möchte jetzt in Ruhe arbeiten und kümmere mich dann um deine Fragen. Kannst du solange warten?“ Jesper Juul nennt das persönliche Sprache ( siehe IGFB Blog Welchen Teil von Nein hast du nicht verstanden?).
Diese Aussage tut nicht weh. Sie ist klar. Ich bleibe zugewandt. Der Kontakt bleibt erhalten. Und mein Kind kann mich spüren und von mir lernen. Eigene Bedürfnisse haben ist ok und ich darf sie auch mitteilen. Er auch.
Offene Ohren und offenes Herz
Wir zeigen uns, mit dem was da ist, als die, die wir sind und finden einen gemeinsamen Weg. Dafür brauche ich offene Ohren und ein offenes Herz.
Ein Dialog entsteht. Ich nehme dich und mich und deinen und meinen Standpunkt ernst und wir schauen, was daraus entsteht.
So schaffen wir Schritt für Schritt die Herausforderung und der Weg entsteht im Gehen unter meinen Füßen.
Ruhe kehrt ein, jeder wird gesehen, jeder darf sich zeigen.
Und für uns Eltern fühlt es sich erfüllend an. Ganz da zu sein, gut für uns selbst und für die Atmosphäre in der Familie zu sorgen. Denn:
Die Luft, die Kinder einatmen, ist erfüllt von der Atmosphäre, die ihre Eltern schaffen und zu verantworten haben. Karen Glistrup