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- Geschrieben von: Andrea Connert
Beschenkt! So fühle ich mich nach unserem Familienwochenende in Wagrain. Auch wenn bei meiner Familie zu Beginn die Zweifel groß waren, ob wir uns als Familie beraten lassen sollen, haben wir es nicht bereut, den inneren Schweinehund überwunden zu haben.
Man kann es so schwer in Worte fassen, aber jene schwierigen Momente, in denen echter Kontakt entsteht, empfinde ich immer wieder als magisch und heilsam. Ohne Unterstützung von außen wäre es nicht möglich gewesen! Auch wir erleben immer wieder diese Momente, in denen ein Schalter umgelegt wird und das Ping-Pong-Spiel zwischen uns beginnt und die Wertschätzung und Empathie für den/die anderen verloren geht. Genau an so einem alltäglichen Beispiel haben wir gearbeitet. Wir haben uns erinnert und versucht einzufühlen.
Mit Unterstützung versuchten wir zu verstehen, welche Dynamik hier in unserer Familie abläuft, in dem sich dann leider am Ende alle fünf als Verlierer fühlen. Es ist gelungen! Auch jetzt, eine Woche danach, spüren wir als Eltern, dass in unserer Familie etwas anders ist. Im positiven Sinn. Den Satz: „Es ist alles so unfair und ungerecht“ habe ich von meinen Kindern schon länger nicht mehr gehört. „Nie hörst du MIR zu“, ist auch nicht mehr so oft gefallen. Ich glaube in unserem Counseling haben die Kinder gespürt, dass wir Eltern manchmal überfordert sind, es uns aber nicht egal ist, wie es unseren drei Kindern geht. Sie haben gesehen und gespürt, dass wir versuchen etwas zu verändern und an uns arbeiten. Ich denke diese Tatsache entlastet sie. .... Mal schauen wie es sein wird, wenn doch wieder einmal wie durch Zauberhand der Schalter umgelegt wird und das Ping-Pong-Spiel beginnt…….. Aber das ist eine andere Geschichte.
Auch aus Sicht des Family Counselors fühle ich mich beschenkt, da ich die Gelegenheit bekam eine Familie in ihrem schwierigen Prozess zu begleiten. Diese ersten Erfahrungen in einem neuen Setting (jetzt arbeiten wir mit der ganzen Familie) finde ich immer besonders wertvoll. Die Momente, in denen in mir die Nervosität aufsteigt und ich glaube nicht mehr weiter zu wissen. Jene Momente, in denen wieder kurz der Gedanke kommt, „ICH muss ihnen helfen“ und der Kontakt abbricht.
Ich fühle mich dann von der Situation überfordert und es kommen Gedanken wie: „Hilfe! Mir sitzen ja drei Menschen gegenüber! Und ich soll alle spüren und wahrnehmen!? Eh klar, dass das, was zwischen ihnen unsichtbar abläuft wichtiger ist, als das was sie sagen! Aber was jetzt!?“….
Meine Gedanken würden vielleicht immer weiter kreisen und ich würde den Kontakt zu mir selbst immer mehr verlieren, aber ich weiß ja, da sitzt noch jemand. Heute ist es Svend, auf den ich als Live-Supervisor zurückgreifen kann. Auf ihn kann ich mich verlassen, bei ihm darf ich laut denken. Ich spreche alles aus, was mir gerade durch den Kopf schießt und was ich gerne sagen würde. Siehe da, und plötzlich sortieren sich meine Gedanken und Gefühle und ich spüre, was ich als nächstes zur Familie sagen möchte.
Es bleibt immer ihre Entscheidung, ob sie meinen vorgeschlagenen Weg entlang gehen oder ob sich durch unser Gespräch ein neuer Weg auftut, der noch mehr der ihre ist. Das entlastet mich. Ich gebe alles, was ich zur Verfügung habe, um ihnen dabei behilflich zu sein ihren eigenen Weg zu gehen. Nach der Beratung gehen mir noch Fragen durch den Kopf und mich beschäftigt, was ich noch sagen oder machen hätte können. Aber ich versuche zufrieden mit mir und dem Erreichten zu sein. Es ist ein Weg den ich gehe, ich bin hier, um zu lernen...