Familie kann Himmel und Hölle sein, wie es vor kurzem eine Seminarteilnehmerin auf den Punkt brachte. Himmel, wenn wir einen Platz haben, wo wir uns zu Hause fühlen, Menschen wissen, die uns nahestehen und uns so nehmen wie wir sind. In familiären Beziehungen suchen wir Verbundenheit und Geborgenheit, jemand, auf den wir uns verlassen können: einen sicheren Hafen. Aber Konflikte sind unumgänglich, weil sich jeder auch nach Autonomie und Unabhängigkeit sehnt. Und manchmal kommt das Leben anders als man es sich wünscht, da können diese engen Beziehungen auch zur Hölle werden.
Familie tut weh, wenn Kinder auffällig werden, Partnerschaften in die Brüche gehen,
Jugendliche ausbrechen und Kontakt verweigern, jemand stirbt und vieles mehr. Das ist nicht nur für die direkt Betroffenen schwierig, sondern schmerzt auch alle rundherum. Von Verwandten, die davon erfahren bis hin zu Nachbarn oder Kollegen, bei denen sich jemand das Herz ausschüttet. Weil wir aber alle diesen Schmerz lieber nicht spüren und aushalten, suchen wir schnell Lösungen, haben Tipps, Vorschläge und Ideen, was am besten zu tun sei. Häufig fühlen sich Betroffene dadurch noch weniger verstanden und erleben sich als Versager, wenn die Ratschläge nicht fruchten.
Sich Hilfe zu holen ist häufig ein großer Schritt. Männer und Frauen sind in der Krise sehr verletzlich und erleben es oft als Scheitern, wenn sie es nicht alleine schaffen. Dabei haben Menschen zu allen Zeiten Unterstützung in Krisen gesucht und gebraucht. In allen Kulturen gibt es die Funktion des Krisenbegleiters und Personen, die sich Kompetenzen angeeignet haben, die es für diese Krisenbegleitung braucht. Schwierige und persönliche Prozesse überfordern oft Angehörige und Freunde, auch wenn diese eine sehr wichtige und wertvolle Unterstützung sind.
Bei solch schmerzhaften Prozessen braucht man Außenstehende, die wohlwollend unterstützen, eine erweiterte Perspektive einnehmen und die schwierigen Gefühle aushalten, diese ernst nehmen und mitschwingen können, ohne sich darin zu verlieren. Das Faszinierende an der Arbeit mit Familien ist, dass jede Familie in sich selbst das Potential hat, ihre eigenen Probleme zu lösen. Neue Handlungsmöglichkeiten und Perspektiven, müssen aber erst entdeckt werden. Das ist ein Grund, warum es Sinn macht, sich professionelle Hilfe zu holen.
Es gibt aber noch mehr gute Gründe: Wenn es um Familienprozesse geht und Kinder im Spiel sind, haben wir oft nicht viel Zeit für tiefgreifende Analysen, auch wenn Familienthemen immer sehr persönlich sind.
- Familienthemen sind unmittelbar – sie brauchen Begleitung, im Hier und Jetzt.
- Familienthemen sind immer auch emotionale Themen – und können nicht im Kopf gelöst werden.
- Familienthemen sind verletzliche Themen – sie brauchen einen sicheren Ort.
- Familienthemen sind immer existentielle Themen – und brauchen Ehrlichkeit und Offenheit.
Beratung und Begleitung in schwierigen Lebenslagen bekommen Familien und Paare neben den Familienberatungsstellen des Landes auch von ausgebildeten BeraterInnen aus dem Netzwerk der IGfB (http://www.igfb.org/die-igfb-wir#team). Der Mut den ersten Schritt zu machen, zahlt sich aus.
(veröffentlicht im Familienjournal des Landes Tirol - Juni 2017 Autorin: Robin Menges, Psychologin)
Die IGfB – Internationale Gesellschaft für Beziehungskompetenz (www.igfb.org) bietet ab Oktober einen Family Counseling Lehrgang in Innsbruck an. Personen, die Familien und Paare begleiten wollen, können sich für diese herausfordernde aber auch berührende Arbeit in sieben Semestern zum Family Counselor ausbilden lassen. (Der Lehrgang berechtigt zudem zum Erwerb des Gewerbescheines Lebens- und Sozialberater)